Oktober 2021

Dost Gewöhnlicher (Origanum vulgare)
„Altes Feld, Hühnerknäppe“

Das auch unter dem Namen Wilder Majoran und Oregano bekannte alte Heil- und Gewürzkraut war im alten Ägypten dem Gott Osiris, dem Gott des Jenseits, der Wiedergeburt und des Nil, geweiht. Im Mittelalter galt Dost als wichtige Heil- und Zauberpflanze. Getrocknete Sträußchen sollten gegen Hexen und vor dem Teufel schützen. Die Volksheilkunde verwendet auch heute Dost als Tinktur bei Erkrankungen der Atemwege, Erkältungen, Grippe, Mundhygiene und bei Verdauungsbeschwerden. Oregano gilt auch als nützlich zum Einleiten der Menstruation. In der Aromatherapie wird der Duft zur Entspannung genutzt. Das ätherische Öl der Pflanze wird als Rohstoff in der Kosmetik, Parfüm- und Seifenindustrie, sowie als Bestandteil vieler Kräuterliköre genutzt. Eine Pizza oder so mancher leckere Braten bekommt mit Oregano erst die richtige Würze.

Blütezeit: Juli bis September
Höhe: 20 bis 60 cm

Foto: K.-P. Lange

September 2021

Frauenmantel Gewöhnlicher (Alchemilla vulgaris)
„Altes Feld“

Der Frauenmantel trägt seinen Namen zu recht. Die mantelartig gefalteten Blätter lassen sich mit dem Mantel der Mutter Gottes vergleichen, wie sie vor allem in Darstellungen des 15 Jh. zu sehen ist. Seit dem Mittelalter spielt er als Frauenheilkraut mit seinen hormonähnlichen Inhaltsstoffen, die dem weiblichen Sexualhormon Progesteron ähneln, eine große Rolle. Selbst Hildegard von Bingen kannte diese Pflanze. Tee aus seinen Blättern kann Mangelzustände ausgleichen, welche zum Beispiel bei Beschwerden in den Wechseljahren auftreten. Ein anderer Name für diese Pflanze ist Gewittergras. Das geht auf einen alten Glauben zurück, dass Kränze aus Frauenmantel vor Blitzschlag schützen, wenn man sie an Fenstern oder Türen aufhängt.

Blütezeit: Mai bis September
Höhe: 10 bis 30 cm

Foto: K.-P. Lange

August 2021

Wilde Karde (Dipsacus fullonum)
„Hillenberg“

Eine stachelige Angelegenheit. Interessant ist die Blütenausbreitung der kleinen violetten Einzelblüten am Blütenstand. Sie fangen in der Mitte an und blühen dann nach oben und unten auseinander. Daraus leitet die im Mittelalter gültige Signaturenlehre die Heilwirkung bei allen kreisförmig wandernden Hauterscheinungen (Borreliose) ab. Ihr ausgeblühter Blütenstand wurde früher zum kämmen der Wolle verwendet. Daher nennt man sie in Russland vorsjanka, Wollkamm. Medizinisch werden die Wurzeln der Karden genutzt. Die Wirkstoffe der Karde werden seit alters her als Salbe bei kleinen Wunden, rissiger Haut, Afterfisteln und Geschwüren angewendet. In der heutigen Medizin gilt eine Tinktur aus der Wurzel als Heilmittel gegen die schwer zu behandelnde Borreliose Infektion. Die Heilwirkung der Karde ist aber noch viel weitergehender, als hier dargestellt.

Blütezeit: Juli bis August
Höhe: 70 bis 200 cm

Foto: K.-P. Lange

Juli 2021

Baldrian Echter (Valeriana officinalis)
„Auf dem Stein“

Die Baldrianflanze ist eine der allgemein bekannten Heilpflanzen. Auszüge, Tinkturen und Fertigpräparate können innerlich bei Erregungszuständen, Migräne, und Schlaflosigkeit eingenommen werden. Die Heilkraft des Baldrian wird aus der Wurzel gezogen. Diese werden immer im Herbst geerntet, vorsichtig getrocknet und anschließend weiter verarbeitet. In der Ernährung wird die säuerlich herbe Pflanze als Salatbeilage oder auch als Aroma und Gewürz verwendet. Der botanische Name leitet sich aus dem Lateinischen valere (kräftig, gesund sein) ab und der Deutsche Name Baldrian erinnert an den Gott Baldur, den schönsten der Götter. Aus der nordischen Mythologie ist bekannt, dass Sträuße mit der stark duftenden Pflanze zum Schutz vor bösen Geistern über Türen gehängt wurden.

Blütezeit: Mai bis August
Höhe: 40 bis 100 cm

Foto: K.-P. Lange

Juni 2021

Beinwell Gewöhnlicher (Symphytum officinale)
„Rund um Suttrop“

Den Namen Beinwell erhielt die Pflanze aufgrund ihrer Heilwirkung. „Wellen“ heißt zusammenwachsen, mit Bein sind die Gebeine also die Knochen gemeint. Der botanische Name Symphytum kommt aus dem griechischen „symphyein“ und bedeutet ebenfalls zusammenwachsen. Bei so vielen Hinweisen auf die Heilwirkung der Pflanze, kann es nicht verwundern, dass der Beinwell im Altertum als Heilkraut genutzt wurde. Auch heute wird eine Salbe aus der Beinwellwurzel zur Schmerzlinderung und gegen Schwellungen (Kytta-Salbe) eingesetzt. Vor der Schlacht gruben die Kämpfer mit ihrem Schwert eine Wurzel aus und trugen sie, ohne sie berührt zu haben in ihrer Rüstung, um unverletzlich zu sein.

Blütezeit: Mai bis Juli
Höhe: 30 bis 100 cm

Foto: K.-P. Lange

Mai 2021

Knoblauchsrauke Gewöhnliche (Alliaria petiolata)
„Lörmecketal“

Die Zwiebel ohne Zwiebel! Ob in Kräuterbutter, Salaten oder Suppen schmecken die frisch geschnittenen knoblauch-senf-aromatischen Blätter und jungen Triebe der Knoblauchsrauke von April bis Juni sehr gut. Die Blüten können zur Dekoration dienen. Die gemahlenen Samen rührt man mit etwas Essig, Öl und Salz zu Senf. In der Volksheilkunde vertreibt der Tee hartnäckige Katarrhe und Würmer. Er wirkt antibakteriell und keimtötend. Der Verzehr der frischen Pflanze unterstützt die Verdauung, wirkt harntreibend und blutreinigend. Der Namensteil Rauke ist alt, stammt aus dem romanischen „ruca“, erinnert an Rucola bzw. aus dem lateinischen, wo „eruca“ Senfkohl bedeutet.

Blütezeit: April bis Juni
Höhe: 20 bis 100 cm

Foto: K.-P. Lange

April 2021

Feld- oder Arznei-Thymian (Thymus pulegioides)
„Kalkmagerrasen“

Der Thymian gehört zu den Lippenblütergewächsen, ist ein bei uns heimisches Kraut und fühlt sich auf felsigen, sonnigen, trockenen Böden sehr wohl. Er wird in der Küche zum Würzen von Fleisch und Salaten und in der Hausapotheke bei bronchialen Problemen verwendet. Die Pflanze duftet stark aromatisch. Verwendet werden die Blätter und Blüten. Zubereitet wird er z. B. als Tee oder seine ätherischen Öle in Badezusätzen. Alkoholische Auszüge können zum Einreiben bei Rheuma und Verstauchungen genutzt werden. Die alten Assyrer, Babylonier und Ägypter schworen bereits auf die Heilkraft dieser Pflanze. Sogar Hippokrates, Dioskurides und Hildegard von Bingen lobten seine heilende Wirkung.

Blütezeit: April bis September
Höhe: 15 bis 20 cm

Foto: K.-P. Lange

März 2021

Gundermann Gewöhnlicher (Glechoma hederacea)
„Rund um Suttrop“

Der Gundermann
Ich als Lippenblüter will
Früh im Frühling ab April
Die blauen Lippen blühen lassen
Und ich kann es gar nicht fassen,
Dass das Wetter dann und wann,
Da noch so furchtbar garstig kann.
Ihr findet mich in Hecken und auf Rasenflächen,
In Wald und Auen und an Bächen.
Auch auf frischen nassen nährstoffreichen
Böden bin ich des öft’ren zu erreichen.
Ach, das eine möcht‘ ich nicht vergessen,
Ich bin nicht giftig, ihr könnt mich essen.
Mein Kraut schmeckt gut, kann ich verraten,
Zu frischem Quark und in Salaten
Wer int’ressiert in meine Vita schaut,
Bis 1516 wurd‘ mit mir noch Bier gebraut.
Es kam zum Malz, ich fand es gut
Mein bitt’res Blatt, anstelle Hopfen in den Sud.
Ich taug‘ auch trefflich, ja ich schwör‘,
Mit Stiel, Blatt und Blüte um Likör,
Samt weit’ren Kräutern als Gesellen
Und Schnaps und Zucker, herzustellen.
Als Heilkraut helfe ich sogar,
Bei Bronchitis und Katarrh.
Auch bei Blasen- oder Ohrenleiden,
Bring‘ Linderung ich sehr bescheiden.
Genug, genug der klugen Worte,
Für Wesen neugieriger Sorte.
Man sieht sich sicher dann und wann.
Gesundheit wünscht der Gundermann.
K.-P. Lange

Blütezeit: April bis Juni
Höhe: 10 bis 30 cm

Foto: K.-P. Lange

Februar 2021

Spitzwegerich (Plantago lanceolata)
„Rund um Suttrop“

Seit alters her ist diese Pflanze als Lungen- und Erkältungspflanze bekannt. Weniger bekannt ist, dass sie auch als natürliches Antibiotikum verwendet werden kann. Wenn Sie mal von einer Wespe, Biene oder blinden Fliege gepiekst wurden, zerreiben Sie ein Blatt des Sp.-W. und reiben sich mit dem austretenden Saft die Stichstelle ein. Die Entzündungsmerkmale und der Schmerz werden davon gelindert. Der Spitzwegerich ist frisch wirksamer als getrocknet. Man kann bei Krankheit frische Blätter kauen oder aus ihnen einen Tee zubereiten. In Honig an einem hellen Ort über vier Wochen eingelegte zerkleinerte und zerdrückte Blätter ergeben nach dem Abfiltern einen Sirup gegen Halsschmerzen.

Blütezeit:Mai bis September
Höhe: 10 bis 40 cm

Foto: K.-P. Lange

Januar 2021

Huflattich (Tussilago farfara)
„Rund um Suttrop“

Eine sehr alte Heilpflanze, welche über siebzig volkstümliche deutsche Namen hat. Die voll geöffneten getrockneten Blüten (März) bzw. die Blätter (Mai/Juni), beherbergen den größten Wirkstoffanteil. Sie können zu einem Tee bei Husten und Problemen mit den Atmungsorganen zubereitet werden. Pflanzen mit sonnigem Standort beinhalten mehr Inhaltsstoffe. Die erste Silbe „Huf“ leitet sich von der Form der erst nach der Blüte erscheinenden Blätter ab. Der Namensteil „lattich“ kommt vom lateinischen lapaticum, welcher großblättrige Pflanzen bezeichnet und wurde über laptica und lattica zu Lattich gewandelt.

Inhaltsstoffe: saure Schleimstoffe, Inulin, Gerbstoffe und geringe Mengen Flavonoide. Nach dem ersten Weltkrieg wurden die Blätter des H. als Tabak geraucht.
Blütezeit: Februar bis April
Höhe: 7 bis 30 cm

Foto: K.-P. Lange